Pfarrkirche St. Aegyd
DAS BAUWERK:
Einfache Dorfkirche in erhöhter Lage mit Chorbau mit 5/8 Schluss, einfache Strebepfeiler mit Pultdächern, Südturm 14. Jh. mit neubarocker Zwiebelhaube und barockem, ungegliedertem Langhaus mit südseitiger, barocker Seitenkapelle, 1723; westseitig 1959/60 erweitert (Orgelempore), Rupert Schwaiger, Krems.
Das verhältnismäßig laggestreckte, stichkappentonnengewölbte, vierjochige Langhaus bzw. der kreuzrippengewölbte Chor wird durch Reste der barocken Einrichtung akzentuiert.
EINRICHTUNG UND AUSSTATTUNG:
Spätbarocker Hochaltar mit Ölbild "St. Ägydius", M.J.Schmidt (Kremser Schmidt), um 1780,
flankierende Statuen der hll. Petrus (links) und Paulus und Oberbild "hl. Dreifaltigkeit"
Im Chor rechts zwei kleine, spätbarocke Statuen der hll. Barbara und Katharina,
gegenüber spätbarockes Ölbild: "hl. Dreifaltigkeit",
im Schiff links: Schmerzensmann-Figur und zwei Engel, Spätbarock
In der Seitenkapelle - Marienkapelle - Kopie der gotischen Marienplastik von der Kapelle am Gscheid.
In den barockisierten Chorfenstern figurale Glasgemälde 1914-24, in der Kapelle und über der Orgelempore aus dem Jahre 1959/60, Robert Herfert, St.Pölten
ORGEL:
Elektropneumatische, zweimanualige Orgel mit 14 Registern, Gregor Hradetzky, Krems 1963
Lokalaugenschein der Orgel am 15.10.1991 durch das Bundesdenkmalamt:
Die 1961 von Gregor Hradetzky aus Krems an der Donau errichtete Orgel weist weder im klanglichen noch im technischen Bereich besondere Qualitäten auf. Nach dem Spieltisch war die Orgel ursprünglich auf zwei Manuale und Pedal mit insgesamt 14 Registern ausgelegt. Tatsächlich ausgeführt wurde nur das erste Manual mit sieben Registern sowie das Pedal mit zwei Registern. Es handelt sich demnach bei dem Werk um ein klangliches Torso. Darüber hinaus ist beim Pfeifenbestand zu konstatieren, dass verschiedentlich älteres Material wiederverwendet wurde. Die Prospektpfeifen sind aus Zink und farblich den Innenpfeifen angeglichen. Das gesamte Orgelwerk ist im Bereich des Hauptwerkes auf zwei Teile links und rechts vor dem Emporenbogen aufgestellt, das Pedal hinter dem nördlichen Bogen. Das Fehlen eines resonanzbildenden Gehäuses und die eine klare Klangmischung mit dem Hauptwerk verhindernde Aufstellung des Pedals zeigen darüber hinaus, dass es sich hier um kein Klangdenkmal handelt.
Gegen den Neubau bestehen daher keine Bedenken. Der Gehäuseentwurf wird dem Landeskonservatorat für NÖ zur Kenntnis gebracht.
Ägidius (Gilles)
Gedenktag katholisch: 1. September
Name bedeutet: der Schildträger (griech.
Einsiedler, Gründer des Klosters St-Gilles, Nothelfer
* um 640 in Athen in Griechenland
† 1. September 720 (?) in St.Gilles in der Camargue in Frankreich
In der 2. Hälfte des 7. Jhd. soll Aegydius, ein vornehmer Athener, in die heutige Provence gekommen sein, wo er zunächst als Einsiedler lebte; der Legende zufolge nährte ihn eine Hirschkuh mit ihrer Milch. Aegydius wurde bei einer Jagd vom Pfeil des Westgotenkönigs Wamba getroffen, als dieser versuchte, das Tier zu erlegen. Um seine Schuld zu tilgen gestattete der Monarch dem Verletzten, nach seiner Genesung ein Kloster zu gründen.
So schuf Aegydius die Benediktiner-Abtei St. Gilles, der er bis zu seinem Tod als Abt vorstand.
Die Legende ließ ihn den Sohn des Fürsten von Nimes zum Leben erwecken. In Rom warf er unter Gebeten die ihm vom Papst für sein Kloster geschenkten Türen aus geschnitztem Zypressenholz in den Tiber, er fand sie tatsächlich nach seiner Rückkehr im Hafen seines Klosters wieder. Als ein Klosterbruder an der Jungfräulichkeit Mariens zweifelte und drei Fragen in den Sand schrieb, erblühten als Antwort des Aegydius drei weiße Lilien aus dem dürren Boden.
Nach anderen Legenden bemühte sich Karl der Große – er lebte fast 100 Jahre später – um die Fürbitte des Hl. Aegydius.: Ein Engel brachte danach einen Zettel mit der bestätigten Sündenvergebung auf den Altar, an dem Aegydius sein Amt versah. Seitdem gilt Aegydius als Beistand einer guten Beichte und Vergebung und zählt als solcher zu den 14 Nothelfern.
Sein Tod wurde ihm im Voraus verkündet, bei der Bestattung des Entschlafenen hörten die Anwesenden die Chöre der Engel, die seine Seele zum Himmel trugen.
Schon im 11. Jahrhundert waren Wallfahrten zu seinem Grabe berühmt wie die nach Rom oder Santiago de Compostela. Das Kloster wurde in den Hugenottenkriegen des 16. Jhd. zerstört. Die Gebeine des Hl. Aegydius liegen heute in Toulouse. Der Ägidiustag ist noch heute vielerorts ein Tag der Volksfeste, an manchen Orten wird dem Vieh geweihter Fenchel ins Futter gemischt. Im deutschen Sprachraum ist Ägidius auch unter dem verballhornten Namen Gilg bekannt, viele Orte sind nach ihm benannt, so Gillenberg bei Aachen, Gillersdorf in Thüringen, Ilgesheim bei Trier - heute der Truppenübungsplatz nordwestlich von Baumholder -, St. Ilgen bei Heidelberg, St. Aegyd am Neuwalde in Niederösterreich oder St. Gilgen am Wolfgangsee.
Attribute: vom Pfeil durchbohrt und mit Hirschkuh.
Patron von Nürnberg, Osnabrück, Braunschweig und Wollaberg im Bayerischen Wald, Graz und bis 1675 der Steiermark; der stillenden Mütter, Hirten, Jäger, Schiffbrüchigen, Bogenschützen, Bettler und Aussätzigen; des Holzes, des Waldes und des Viehs; bei Feuer, Dürre, Sturm und Unglück; bei der Beichte; in geistiger Not und Verlassenheit; gegen Fallsucht, Geisteskrankheiten, Unfruchtbarkeit von Mensch und Tier; Nothelfer
Bauernregel:
Ist Ägidius ein heller Tag, so folgt ein guter Herbst. Ist's an St. Ägidi rein, / wird's so bis Michaelis sein. Gib auf Ägidius Acht, / er sagt dir, was September macht. Ist Ägidi ein heller Tag / ich dir einen schönen Herbst ansag. Wie der Hirsch an Ägidi in die Brunft tritt, / so tritt er an Michaelis wieder heraus. Wenn St. Ägidius bläst ins Horn, / heißt es: Bauer sä' Dein Korn. Ägidius Regen / kommt ungelegen.
Herr, unser Gott, höre auf die Fürsprache des heiligen Einsiedlers Aegydius, der aus Liebe zu dir alles verlassen und ein erfülltes Leben in der Einsamkeit geführt hat. Sein Beispiel mache uns bereit, dich aus ganzem Herzen zu suchen und dir in den Notleidenden zu dienen.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.